Gescher. "Wenn nicht jetzt, wann dann?" Da ist sich die Familie einig: "Vatter, jetzt bist du dran. Du hast es verdient", ermuntert ihn Sohn Stefan ein ums andere Mal und leistet in jedem Wortsinn Schützenhilfe. Denn aller guten Dinge sind drei: Schon vor 25 Jahren wollte Josef Ening den Vogel bezwingen; damals tat er den vorletzten Schuss. Ende der Neunziger war es dann sein Bruder Clemens, der ihm das Federvieh vor der Nase wegschoss. Aber jetzt ist es so weit: "Ein toller Zeitpunkt, im Jubiläumsjahr", strahlt auch Ehefrau Edeltraud übers ganze Gesicht, als gestern um 13.07 Uhr Ortszeit mit dem 185. Schuss des Vogels letzter Rest von der Stange segelt. "Josef, Josef, Josef", hat kurz zuvor noch die Menge skandiert. Jetzt setzt sie wieder ein. Der 71-Jährige kann sein Glück kaum fassen: Er regiert in Capellen. Seine Königin ist schnell bestimmt: Walburga Bessler steht ihm zur Seite. Den Hofstaat komplettieren Ehefrau Edeltraud Ening mit Hubert Bessler sowie Waltraud und Josef Leinen.
Eine Weile hatten zuvor Frank Sicking, Andreas Bitting und Sohn Stefan Ening im Kampf um die Würde der Regentschaft mitgehalten. Doch zuletzt lief es eindeutig auf Josef Ening hinaus.
Mit dem Antreten und Abholen des neuen Königspaares bei Haar-Holtkamp und dem Königsball, musikalisch aufpoliert von den Sunwaves, fand das Fest zum 350jährigen Bestehen der St.
Antonius-Schützenbruderschaft Tgl-Capellen ihren gelungenen Fortgang. Auch heute Abend werden die "Sunwaves" zu einer fetzigen Party für die Allgemeinheit im Festzelt aufspielen. Am Sonntag endet
das Jubiläum mit dem großen Sternmarsch ab 13.30 Uhr.
Regelrecht ins Schwärmen gerät Bruderschafts-Vorsitzender Franz-Josef Düchting, als er die bisherigen Höhepunkte des Jubiläums Revue passieren lässt: "War das ein beeindruckendes Bild, als alle
noch lebenden Königspaare seit 1958 - das Jahr markiert unseren Neuanfang nach dem Krieg - ins Zelt einzogen, angeführt vom dienstältesten Paar Bernhard Terwey und Josefine Bockwinkel. Auch die
Resonanz auf unsere Einladung an alle ehemaligen Capellener war überwältigend: Wir konnten die Massen, die gekommen sind, kaum fassen."
Und nun ist Düchting froh, "dass die Älteren wieder aktiv sind und wir mit Josef Ening unseren neuen König haben." Denn der entstamme einer Generation, die die Bruderschaft nach den Wirren des
Zweiten Weltkrieges maßgeblich wieder mitaufgebaut habe. Einer Generation, "die Leute beim Feiern mitzieht."
Während sich das Volk noch um den neuen Regenten schart, geht es an der Vogelstange schon wieder munter zu. Einen Knubbenkönig schießt seit dem letzten Jahr auch Capellen aus. Mit dem 183. Schuss
gelingt dieser Coup André Lewerich.
Quelle: www.azonline.de
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